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NEWS-Blog
Patagonien-Trekking im Rollstuhl und Lernaufenthalte im Inkadorf
ITB Berlin präsentiert und fördert zwei herausragende touristische Sozialunternehmen
08. März 2023
Zwei von Frauen vertretene Sozialunternehmen und ihre Gründungsideen präsentierten Rika Jean-Francois, CSR-Beauftragte der ITB Berlin, und Prof. Dr. Claudia Brözel von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und Gründerin der seit 2019 durchgeführten "Social Entrepreneurship Competition in Tourism", am Mittwoch auf der ITB Berlin. Ancestral Teacher, gegründet von der Peruanerin Paola Sota, will Reisenden ermöglichen, alte Handwerkstechniken und Weisheiten von den Einheimischen in den Reiseländern zu erlernen - immer eingebettet in nachhaltige, gemeindebasierte Tourismusprojekte. Joanna Gruau, deren Projekt "Wheel the World" im vergangenen Jahr den Growth Track des Wettbewerbs gewann, stellte eine Buchungsplattform für Reisende mit Beeinträchtigungen vor, die zugleich den Anspruch hat, Destinationen bei der Entwicklung von Angeboten für Menschen mit Behinderung zu unterstützen.
Paola Sota berichtete, dass sie in Cusco aufgewachsen sei und ihre ganze Familie schon immer im Tourismus tätig war. Als sie mit ihrem Vater und einer Reisegruppe das Heilige Tal der Inkas besuchte, stellte sie fest, dass es nicht einfach war, intensivere Begegnungen mit den Einheimischen zu organisieren. "Die wenigen Familien, die sich geöffnet hatten, klagten über zwei Probleme: wenig Nachfrage und sehr kurze Aufenthaltszeiten", berichtete Sota. Mit ihrer neu gegründeten Online-Plattform Ancestral Teacher gewann sie 2022 den ersten Platz im Launch Track des Wettbewerbs.
Ihr langfristiges Ziel ist es, qualitativ hochwertige und sozial verantwortliche Projekte aus der ganzen Welt zugänglich zu machen, wobei die drei Kategorien Reisen, Erlebnisse und Aufenthalte angeboten werden sollen. Die Reisenden machen authentische Erfahrungen und begegnen den Menschen vor Ort auf Augenhöhe – und die "Ancestral Teachers" können ihre Fähigkeiten und Werte bewahren und weitergeben. „Wir können viel von ihnen lernen, nicht nur von ihren handwerklichen Fähigkeiten, sondern von ihrer gesamten Lebensweise“, beteuerte Sota.
Während dieses Projekt noch in den Kinderschuhen steckt, ist Wheel the World bereits im Jahr 2018 gestartet und wächst seitdem. Entwickelt wurde die Geschäftsidee von zwei Chilenen, die eine Reise im Rollstuhl durch Patagonien planten – und feststellten, dass es sehr mühsam war, die notwendigen Informationen für die Vorbereitung zu finden. Inzwischen betreibt Wheel the World eine Online-Buchungsplattform für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, die Übernachtungsmöglichkeiten, Aktivitäten und komplette Rundreisen vermittelt - und für all diese Angebote spezifische Detailinformationen bereitstellt und eine durchgehende Barrierefreiheit garantiert.
"Mittlerweile haben mehr als 2.500 Menschen über uns gebucht, 40 Prozent davon mit, 60 Prozent ohne Beeinträchtigung", berichtete Joanna Gruau und betonte, dass Wheel the World eher eine Community als ein „normales“ Unternehmen sei. Ein wichtiges Arbeitsfeld des Start-ups ist inzwischen die Überprüfung der Angebote und die Schulung der Mitarbeiter vor Ort. Mit einer eigens entwickelten App kann die Barrierefreiheit der Angebote erfasst werden.
Im Rahmen der "Social Entrepreneurship Competition in Tourism" hatten die Initiatoren seit dem Jahr 2019 mit rund 600 Sozialunternehmen Kontakt, berichtete Prof. Dr. Claudia Brözel. Im Jahr 2023 wollen sich die Initiatoren des Wettbewerbs, über den die Website www.socialtourismcompetition.com informiert, vor allem auf die Themen Forschung und Austausch konzentrieren, weshalb in diesem Jahr kein Preis ausgeschrieben wird.