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Begegnungen statt Kontakte: Nachhaltiges Reisen kann Menschen verbinden

Eine Weltkarte in verschiedenen Grüntönen

Reiseleiter als Brückenbauer: So kann Völkerverständigung gelingen

Beim Studiosus-Gespräch auf der ITB Berlin 2024 waren sich die Teilnehmer einig: Reisen verbindet nachhaltig – wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. „Der soziale Nutzen des Reisens ist schwer zu messen, jedoch ein unverzichtbarer Faktor“, erklärte Studiosus-Geschäftsführer Peter-Mario Kubsch und ergänzte im Hinblick auf die aktuellen Konflikte weltweit: „Völkerverständigung kann im Kleinen so viel bewirken – mitunter vielleicht sogar mehr als auf den oberen Ebenen.“

Peter-Mario Kubsch, Geschäftsführer von Studiosus: „Die Auswahl der Gesprächspartner:innen vor Ort ist ein wichtiges Instrument für gute Begegnungen. Dazu müssen sich Reiseleiter:innen gut vorbereiten, die Erwartungshaltung der Gäste im Blick behalten. Wir kennen unsere Kunden genau und vermitteln dieses Wissen in Kursen an unsere Reiseleitungen, die eigentlich eher Moderator und Brückenbauer sind. Sie müssen einen Blick für spontane Gelegenheiten haben, die den Reisenden mitunter nachhaltiger im Bewusstsein bleiben als preisgekrönte Museen.“

Dr. Gökhan Tuncer, Heinrich-Böll-Stiftung: „Die Reiseleiter:innen vor Ort müssen auch eine gewisse Kenntnis über ihre Gäste und deren Heimatland haben. Wenn eine folkloristische Aufführung noch nicht zu einer nachhaltigen Begegnung führt, so kann dennoch aus ihr etwas entstehen, wenn beispielsweise eine Tänzerin im Anschluss noch für die Gruppe kocht. Die Reiseleiter:innen müssen regelmäßig geschult werden und die Balance finden: Neugier zulassen, aber nicht so viel Neues liefern, dass Schocks entstehen. Die Veranstalter stehen in der Verantwortung, diese Berufsgruppe mehr ins Produkt zu integrieren.“

Bestsellerautor Stephan Orth, Deutschlands bekanntester Couchsurfer: „Ich informiere mich vorher gut über meine Gastgeber:innen und das Gastland. Dennoch kommt es immer wieder zu unerwarteten Situationen, wenn das Gegenüber beispielsweise nicht so gut vorbereitet ist. Doch es gehört zum Reisen dazu, eigene Bilder und Vorurteile zu korrigieren oder ganz über Bord zu werfen. Das gilt für mich, aber das habe ich auch schon bei vielen Menschen vor Ort erfahren.“

Neurowissenschaftler Prof. Dr. Surjo R. Soekadar, Charité Universitätsmedizin Berlin: „Die Hirnwellen zweier sich begegnender Menschen synchronisieren sich, in neuer Umgebung verbinden sich Nervenzellen neu. Doch wichtig ist dabei ein angstfreies Setting – sonst kann es ins Gegenteil umschlagen. Situationen des völlig Ungeplanten hinterlassen Spuren im Gehirn und schaffen Selbstvertrauen. Jedoch muss alles im Rahmen bleiben: Wenn durch zu viel Neues eine Art Kontrollverlust droht, können sogar Psychosen oder Traumata entstehen. Im Gegenzug ist ein Zuwenig langweilig und hinterlässt gar keine Spuren.“

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