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Verantwortung übernehmen für die Lieferkette

Verantwortung übernehmen für die Lieferkette

Vom Nischenthema ins Zentrum der Aufmerksamkeit

09. März 2023

Bemühungen um Corporate Social Responsibility gibt es bereits seit den 1990er-Jahren, doch häufig führte dieser Ansatz ein Nischendasein. Das hat sich mit dem deutschen Lieferkettengesetz, das Anfang 2023 in Kraft trat, geändert. Das Thema „verantwortliches Handeln“ ist im Kernbereich des Managements angekommen. Dieses Fazit zog Dirk Meyer vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit am Donnerstag auf dem ITB Berlin Kongress. Eine Einschätzung, die von Branchenvertreter*innen wie Laura Steden von DER Touristik und Manfred Häupl von Hauser Exkursionen, unterstützt und begrüßt wurde.

Seit Januar 2023 sind Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeiter*innen ganz konkret gesetzlich verpflichtet, für verantwortliches Handeln in ihrer Lieferkette zu sorgen. Dazu gehört das Verbot von Kinderarbeit ebenso wie faire Bezahlung. Aktuell sind nur wenige Branchenriesen wie DER Touristik und TUI konkret von dem Gesetz konkret betroffen – doch schon im kommenden Jahr wird die Verpflichtung auf Unternehmen ab 1.000 Mitarbeiter*innen ausgeweitet werden. Da es auch auf europäischer und globaler Ebene Bestrebungen gibt, die Verantwortung von Unternehmen in der Lieferkette verbindlich zu regeln, sind Unternehmen aus Deutschland, die sich schon jetzt mit dem Thema beschäftigen, nach Ansicht von Dirk Meyer durchaus im Vorteil.

Wie Touristikunter-Akteure das Lieferkettengesetz konkret umsetzen, auch das schilderte Laura Steden von DER Touristik. So habe das Unternehmen, das seit langem am Round Table „Menschenrechte im Tourismus" teilnimmt, eine ausgefeilte Grundsatzerklärung zum Thema Menschenrechte verabschiedet und eine erste Risikoanalyse durchgeführt. Dabei sei die „Risk Map" des Round Table sehr hilfreich gewesen. Eine weitere Maßnahme ist der Aufbau eines systematischen Beschwerdemanagements, das sicherstelle, dass sich Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten und Schwachstellen gezielt nachgehen lässt.

Manfred Häupl, Geschäftsführer von Hauser Exkursionen, ist zwar derzeit nicht direkt vom Lieferkettengesetz betroffen. Sein Unternehmen ist aber schon lange aktiv in Sachen CSR und lässt sich dafür, ausgehend von den Kriterien des Vereins „Anders reisen“, auch regelmäßig zertifizieren. Ein Vorgehen, das er anderen Reiseunternehmen nur empfehlen kann. Anhand von 140 Indikatoren, gebündelt in neun Kernindikatoren, könnten Firmen dann sehen, wo sie stehen.

Letztlich gehe es laut Häupl aber nicht nur um technische Fragen, sondern um ein grundsätzliches Umdenken, bei dem Fairness vor Profit gehe und nicht der Shareholder-Value, sondern der Stakeholder-Value im Mittelpunkt stehe. Er vertritt mittlerweile die Meinung, dass man die Verantwortung für eine nachhaltig gestaltete Reise nicht auf den Kunden abwälzen dürfe, sondern als Veranstalter dafür Sorge tragen solle. „Wenn der Kunde ankreuzen muss, ob er seine CO₂-Belastung kompensieren will, machen das vielleicht drei oder vier Prozent aller Reisenden. Deshalb haben wir die CO₂-Kompensation in unsere Preise einkalkuliert und machen das automatisch für alle Kunden", berichtete Häupl.

Mehr Verantwortung für die Lieferkette erfordere einen Wandel, da waren sich die Diskutanten in Berlin einig, den letztlich keine Firma für sich allein gehen kann. Es benötige Kooperation, Austausch und Zusammenarbeit – schon allein deshalb, weil die verschiedenen Veranstalter in der Lieferkette oft auf die gleichen Partner treffen würden.