Veranstalter:
Website der Messe Berlin
Datum der Veranstaltung:
3-5 März 2026
ITB - The Travel Network
3-5 März 2026

Mensch statt KI: Warum der Reisebuchmarkt 2026 auf kuratierte Qualität setzt

Die Digitalisierung verändert die Reiseplanung, doch im KI-Zeitalter erlebt das gedruckte Reisebuch ein Comeback – sichtbar beim International Travel Book Award und unterstützt von der ITB Berlin.

Wer heute eine Reise plant, wird von einer Flut digitaler Informationen überschwemmt. Apps, Blogs und zunehmend auch Künstliche Intelligenz versprechen die perfekte Route in Sekunden. Hat das klassische Reisebuch da überhaupt noch eine Daseinsberechtigung? Die klare Antwort aus der Branche lautet: Ja, aber in veränderter Rolle. Bei der Preisverleihung am 7. November 2025 im Rahmen des „Wunderwelt Festivals“ in Friedrichshafen, auf dem der ITBA erstmals stattfand, zeigte sich entsprechend, dass Qualität, Haptik und eine klare Haltung die Währung der Zukunft sind.

Der menschliche Faktor: Was KI nicht leisten kann

Ein zentrales Thema, das die Branche über die Veranstaltung hinaus beschäftigt, ist die Abgrenzung zur Künstlichen Intelligenz. Während Algorithmen Daten aggregieren, fehlt ihnen oft das Gespür für das Besondere. Dass dies eine der größten Stärken der Verlage bleibt, bestätigt der Blick auf die großen Häuser. Christine Brisch, Leitung Business Unit DUMONT Reise, Baedeker, Marco Polo und Lonely Planet bei MairDumont, ordnet die Situation so ein: „Die Antworten einer KI sind immer nur so gut wie der Prompt, mit der ich die KI befragt habe.“ Digitale Medien liefern zwar Ergebnisse auf konkrete Suchanfragen, für die Expertin ist jedoch klar: „Inspiration und Überraschung – Fehlanzeige.“

Auf einem Holztisch liegen ein Reiseführer über London, eine weiße Teekanne und eine kleine Schale mit braunen und weißen Zuckerstücken. Neben der Schale befinden sich zwei Stücke knuspriges Gebäck.

Mensch statt KI: Warum der Reisebuchmarkt 2026 auf kuratierte Qualität setzt. Copyright: Unsplash/ Anna Wernecke

Genau hier schlägt die Stunde der Verlage. Hermann Gummerer, Mitbegründer und Verleger des Folio Verlags, der beim ITBA unter anderem für die authentische Reihe „Oh!“ ausgezeichnet wurde, sieht in der KI-Welle sogar eine Chance für das Qualitätssegment. „Bei KI-generierten Reisetipps frage ich mich immer, inwieweit sie implizit interessegesteuert sind“, so Gummerer. Zudem langweile ihn der häufig „scheinobjektiv sachliche Ton“.

Die Antwort der Verlage ist die „kuratierte Qualität“. Darunter versteht der Branchenexperte „eine persönliche Auswahl mit Haltung, die Menschen für Menschen treffen – getragen von Werten wie Fairness, Respekt, Nachhaltigkeit sowie von einer demokratischen Grundhaltung.“

Vom Kinderzimmer zum Coffeetable: Das Buch als Lifestyle-Objekt

Dass das gedruckte Buch weit mehr als ein Informationsträger ist, belegen aktuelle Markttrends, die auch Christine Brisch beobachtet. Es wird zum haptischen Gegenpol in einer durchdigitalisierten Welt. „Das Kinder- und Jugendbuch ist seit Jahren eine der stabilen bis wachsenden Warengruppen im Buchmarkt und die Nachfrage nach Büchern – gerade als Kontrapunkt zu den digitalen Medien – ungebrochen“, so Brisch. Der Erfolg der Reihe „Der Cityguide für Kids“ von Lonely Planet, die in der Kategorie „Reisen mit Kind“ gewann, unterstreicht, dass die nächste Generation ebenfalls Lust auf das Blättern hat.

Auch im Erwachsenensegment entwickelt sich das hochwertige Buch zum Lifestyle-Objekt, wobei Brisch betont, dass der Markt differenziert funktioniert: „Von funktionalen Bildbänden mit einer Mischung aus hochwertigen inspirativen Bildern und praktischen Informationen bis hin zu opulenten Prachtbänden.“ Letztere fungieren heute oft als „Statement auf dem Coffeetable im Wohnzimmer“. Ein perfektes Beispiel dafür unter den diesjährigen Preisträgern ist „Der Globenmacher“ von Peter Bellerby (Knesebeck Verlag), der die Faszination für altes Handwerk zelebriert.

Neues Reisebewusstsein: Tiefe statt Tempo

Inhaltlich spiegelte der ITBA eine deutliche Verschiebung der Reisegewohnheiten wider. Weg vom schnellen Konsum, hin zu Verständnis und Nachhaltigkeit. „Unsere Leser:innen wollen ein tieferes Verständnis für die Menschen und Orte entwickeln“, beobachtet Verleger Gummerer. Man trete „räumlich und zeitlich zur Seite“ und bevorzuge das „normale, nicht gehypte Hinterland“ – weg von den überlaufenen Hotspots.

Dieser Trend zur Entschleunigung und Nachhaltigkeit manifestierte sich auch in den Auszeichnungen für praktische Ratgeber. So gewann der Rother Verlag mit dem Titel „Wandern mit Öffis – Wiener Hausberge“ einen der begehrten Preise, was zeigt, dass die klimafreundliche Anreise längst aus der Nische herausgetreten und zum zentralen Bedürfnis moderner Reisender geworden ist.

Die Verleihung des ITBA 2025 machte in jedem Fall deutlich: In einer Welt voller flüchtiger Daten gewinnt das kuratierte, gedruckte Wort an Wert. Ob als Inspirationsquelle, die Überraschungen bietet, die kein Algorithmus kennt, oder als bleibendes haptisches Erlebnis.

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