Seiteninhalt

Zur Übersicht

KI verändert die Reisebranche grundlegend

Charuta Fadnis von Phocuswright spricht zum Publikum.

Charuta Fadnis referierte darüber, wie KI die Reisebranche verändert

Die Tourismusbranche hat sich von der Corona-Pandemie bestens erholt, befindet sich aber in einem fundamentalen Wandel. Charuta Fadnis, Senior Vice President von Phocuswright, schilderte auf dem ITB Berlin Kongress nicht nur die wachsende Bedeutung von generativer KI, sondern blickte auch über diesen Trend hinaus. Generative KI, so Fadnis, betreffe Anbieter und Kunden gleichermaßen. So seien sich über alle Altersgruppen hinweg rund achtzig Prozent aller Erwachsenen der Existenz und Bedeutung dieser Technologie bewusst. Bei der persönlichen Nutzung gebe es jedoch deutliche Unterschiede zwischen Ländern und Altersgruppen. Während sich in den USA etwa 50 Prozent aller Menschen im Umgang mit Large Language Models wohlfühlen, sind es in Deutschland nur 35 Prozent und in Frankreich nur 30 Prozent.

Unternehmen, die generative KI bereits in die Online-Präsentation ihrer Angebote einbauen, können dadurch ihre Umsätze deutlich steigern. Als Beispiel nannte Charuta Fadnis den Anbieter Tripadvisor, der in den ersten drei Monaten nach Einführung eines interaktiven Angebots durchschnittlich dreimal so viel Umsatz pro Kunde erzielte wie mit normalen Tripadvisor-Kunden.

Charuta Fadnis wagte auch einen Blick in die Zukunft, in der virtuelle Agenten die Buchung für den Reisenden übernehmen könnten. Auch die Entwicklung einer umfassenden One Travel App sei denkbar – ein vielversprechender Kandidat dafür sei Google Maps. Dieser Dienst werde ständig verbessert und erweitert, zudem habe Google den Vorteil, über umfangreiche Datensätze zu den Vorlieben der Nutzer zu verfügen. „Wir können künstliche Intelligenz nicht ignorieren, denn sie wird transformativ sein. Vielleicht überschätzen einige ihre kurzfristigen Auswirkungen, aber wahrscheinlich unterschätzen viele noch ihre langfristigen Auswirkungen“, beteuerte die Marktforscherin.

Künstliche Intelligenz könne das Leben der Reisenden aber nicht nur vereinfachen, sondern unter Umständen in Zukunft auch erschweren – etwa wenn sie dazu genutzt werde, zahlreiche Fake Reviews zu generieren und die Verbraucher zu Buchungen zu verleiten, mit denen sie im Nachhinein unzufrieden sind. Eine Möglichkeit, dies zu verhindern, sei die Kombination von generativer KI und Blockchain-Technologien, die eine zuverlässige Identifizierung der Nutzer ermöglichen und damit Missbrauch deutlich erschweren würden.

Charuta Fadnis präsentierte auf dem ITB Berlin Kongress auch aktuelle Umfrageergebnisse zum Thema Tourismus und Nachhaltigkeit. Hier gebe es bei vielen Verbrauchern eine große Handlungslücke. Zwar würde rund die Hälfte der Befragten angeben, Verkehrsmittel und Unterkünfte auch nach Umweltstandards und Klimaschutzkriterien auswählen zu wollen. In der Praxis würden aber nur zehn Prozent der Reisenden ihre Entscheidungen tatsächlich danach ausrichten.

Viele Reisende würden vor allem von Reiseveranstaltern, Regierungen und Destinationen erwarten, dass sie das Urlaubserlebnis nachhaltig gestalten. Laut Charuta Fadnis sei es jedoch notwendig, die Verbraucher mit ins Boot zu holen. Dies könne geschehen, indem Standards klar definiert und kommuniziert werden – und indem den Reisenden „verdauliche“ und umsetzbare Empfehlungen an die Hand gegeben würden.