Meilenstein Welterbe: Was die Auszeichnung für das Great Barrier Reef bedeutet
60 Years of Stories: Die ITB Berlin blickt zurück auf 60 Jahre Tourismusgeschichte und prägende Meilensteine des Tourismus. Einer davon: die Listung des Great Barrier Reefs als UNESCO-Weltnaturerbe.
1972 wurde die Welterbekonvention der UNESCO ins Leben gerufen – ein prägender Meilenstein im internationalen Schutz von Natur- und Kulturgütern. Weltweit wurden seither über 1.100 Kultur- und Naturstätten unter diesen Schutz gestellt. Einer der bekanntesten ist das Great Barrier Reef in Australien, das 1981 in die Liste des UNESCO-Weltnaturerbes aufgenommen wurde – ein globales Bekenntnis zum Schutz eines der größten Naturwunder der Erde.
Der in Australien lebende Politik-Journalist und Korrespondent Urs Wälterlin kennt das Riff seit Jahrzehnten. Im Gespräch mit der ITB Berlin spricht er über die Entwicklung des Riffs, die Bedeutung des Welterbe-Status und die Rolle des Tourismus beim Schutz dieses einzigartigen Ökosystems.
Urs, du kennst das Great Barrier Reef seit vielen Jahren. Wie präsent ist dir dein erster Besuch noch heute?
Als ich das erste Mal 1989 vor Green Island bei Cairns tauchte, war es ein überwältigendes Erlebnis. Wir sind vom Boot gesprungen und ich hatte das Gefühl, in einem Aquarium zu sein: unglaubliche Farben, Sichtweiten von hunderten Metern, unzählige Fische, prachtvolle Korallen – es war wie im Urlaubskatalog.
Wie hat sich das Riff seither verändert?
In den letzten Jahrzehnten haben sich die Bedingungen im Riff spürbar verändert. Heute muss man sehr lange fahren, um auch nur annähernd das zu sehen, was ich damals erlebt habe. Und ich würde sogar behaupten: In dieser Intensität sieht man es nicht mehr. Viele Tourist:innen kommen enttäuscht aus dem Wasser – das ist der große Unterschied zu früher. Die Folgen der Klimaveränderung wie höhere Meerestemperaturen, der Anstieg des Meeresspiegels, die Versauerung des Wassers und eine Zunahme von Wirbelstürmen setzen den Korallen erheblich zu. Es kommt immer häufiger zu großflächigen Korallenbleichen. Von denen sich Korallen zwar erholen können, jedoch nicht mehr, wenn immer riesigere Flächen betroffen sind. Noch dazu gab es in den letzten Jahren gleich sieben massive Hitzewellen, die zu starken Zerstörungen führen. Die Schäden nehmen also stetig an Fläche und Intensität zu. Diese Vorgänge schaden nicht nur dem Ökosystem, sondern auch der Artenvielfalt im Riff.
Welche Rolle spielt der Status als UNESCO-Weltnaturerbe?
Die Auszeichnung als Welterbestätte hat das weltweite Bewusstsein für den außergewöhnlichen Wert des Riffs deutlich gestärkt. Sie hat auch dazu beigetragen, internationale Aufmerksamkeit für Schutzmaßnahmen zu generieren – und war ein Impuls für nachhaltigen Tourismus in der Region. Natürlich wächst damit auch die Verantwortung, den Schutz des Riffs zu stärken – nicht zuletzt, um den Status als UNESCO-Weltnaturerbe dauerhaft zu sichern.
Wie trägt der Tourismus heute zum Schutz des Riffs bei?
Der Tourismus spielt eine doppelte Rolle. Zum einen ist er ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region – etwa 69.000 Arbeitsplätze sind direkt mit dem Riff-Tourismus verbunden, hinzu kommt eine Vielzahl von Zulieferern, Hotels und Dienstleistern. Das Great Barrier Reef trägt jährlich etwa 6,4 Milliarden Dollar zur australischen Wirtschaft bei. Gleichzeitig stärkt der Tourismus das Bewusstsein für den Schutz des Riffs: Anbieter vor Ort setzen auf Umweltbildung und informieren in Vorträgen über das Ökosystem und dessen Bedeutung. Zugleich werden Maßnahmen getroffen, um die Besucherströme zu lenken und sensible Bereiche zu schützen.
Warum ist der Schutz des Great Barrier Reefs so wichtig – auch global gesehen?
Das Great Barrier Reef ist eines der artenreichsten Ökosysteme der Welt. Es dient als Lebensraum und „Kinderstube“ für tausende Meerestiere – von kleinsten Lebewesen bis hin zu großen Fischarten. Viele davon wandern später in den gesamten pazifischen Raum und tragen zur Ernährungssicherheit von rund einer Milliarde Menschen bei. Der Erhalt des Riffs ist daher nicht nur eine regionale, sondern auch eine globale Aufgabe. Was hierbei zentral ist: Eine konsequente Klimapolitik.
Urs Wälterlin arbeitet als Korrespondent und lebt seit 1992 in Australien. Von dort berichtet er für das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) über das Geschehen in Australien, Neuseeland und dem Südpazifik.
60 Jahre ITB Berlin – 60 Jahre globale Reisegeschichten: Seit 1966 gestaltet die ITB Berlin mit Neugier, Leidenschaft und der Überzeugung, dass Tourismus Brücken baut, die Welt des Reisens mit. Die ITB Berlin wirft einen Blick auf prägende Momente – von ihren ersten Schritten über die Einführung des Euro bis hin zu bahnbrechenden Plattform-Revolutionen. Hier finden Sie weitere Informationen zum 60-jährigen Jubiläum.
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