Veranstalter:
Website der Messe Berlin
Datum der Veranstaltung:
3-5 März 2026
ITB - The Travel Network
3-5 März 2026

Tourismus neu denken: Balance statt Wachstum um jeden Preis

Wie gelingt Tourismus im Gleichgewicht? Im ITB Travel Hero Videocast diskutieren Expert:innen über neue Strategien für nachhaltiges Wachstum, lokale Akzeptanz und verantwortungsvolles Reisen.

Im jüngsten ITB-Videocast diskutierten Moderatorin Charlotte Lamp-Davies, CEO von A Bright Approach, Dr. Ellen Madeker, Head of Policy bei Airbnb, Sven Liebert, Generalsekretär des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), und Álvaro Blanco Volmer, Deutschland-Direktor bei Turespaña, über die Zukunft eines verantwortungsvollen Tourismus.

Ellen Madeker betonte darin etwa, dass Airbnb eng mit Regierungen und Verwaltungen auf allen Ebenen zusammenarbeite, um Wege zu finden, die sowohl Gästen als auch Gastgebern zugutekommen. Ziel sei ein ausgewogenes Miteinander – und ein Tourismus, der den Städten und Gemeinden hilft, statt sie zu belasten. Dabei sei es keineswegs so, dass alle Städte Kurzzeitvermietungen einschränken wollten: In Porto etwa habe die Vermietung über Plattformen dazu beigetragen, historische Gebäude zu renovieren und Infrastruktur zu verbessern – ein Beispiel dafür, wie Sharing-Angebote gezielt lokale Entwicklung fördern können.

Nachhaltige Wertschöpfung als gemeinsame Aufgabe

Sven Liebert hob hervor, dass nachhaltige Lösungen nur entlang der gesamten touristischen Wertschöpfungskette möglich seien. Es gehe nicht nur darum, Gäste glücklich zu machen, sondern auch die lokale Bevölkerung einzubeziehen. Wenn der Tourismus nicht im Gleichgewicht bleibe, drohe langfristig der Verlust ganzer Destinationen. Reiseveranstalter könnten dazu beitragen, die Saison zu entzerren oder weniger frequentierte Regionen zu fördern – ohne Qualitätsverlust für Reisende.

Spanien als Vorreiter eines verantwortungsvollen Tourismus

Für Turespaña unterstrich Álvaro Blanco Volmer, dass das Ziel nicht Wachstum um jeden Preis sei, sondern ein vielfältiger und ausgewogener Tourismus, der Gemeinden stärkt und das kulturelle Erbe bewahrt. Spanien habe dafür eine nationale Strategie bis 2030 entwickelt, die auf Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Inklusion setzt – abgestimmt auf nationale, regionale und lokale Ebenen. Ein Netzwerk von mehreren hundert Partnern ermögliche die Analyse von Besucherströmen und helfe, Überlastung zu vermeiden. Ebenso wichtig sei der Dialog mit der Bevölkerung: Eine Umfrage habe gezeigt, wie entscheidend soziale Akzeptanz für Spaniens Rolle als globale Destination ist. Vereinbarungen mit Online-Plattformen sorgten zudem dafür, dass illegale Angebote entfernt werden. Ziel sei also nicht weniger, sondern besser gemanagter Tourismus.

Daten, Transparenz und Kooperation: Airbnbs Beitrag

Auch Airbnb verfolgt diesen Ansatz. Madeker verwies auf das City Portal, ein kostenloses Tool ihres Unternehmens, das in Deutschland bereits von rund 50 Städten genutzt wird, um Tourismusdaten transparent auszuwerten. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut habe man zudem untersucht, welchen Einfluss Kurzzeitvermietung auf Mieten hat – mit dem Ergebnis, dass der Effekt meist deutlich geringer sei als angenommen. In Städten wie Berlin arbeitet Airbnb eng mit Verwaltungen zusammen, um Entwicklungen auf Quartiersebene besser zu verstehen.

Neue Wege für weniger bekannte Regionen

Auf die Frage, wie sich weniger bekannte Regionen vermarkten lassen, erklärte Álvaro Blanco Volmer, dass Spanien diesen Weg schon seit Jahren geht – etwa mit Kampagnen, die den „grünen Norden“ hervorheben. Unter dem Motto “Think you know Spain? Think again” wird gezielt das unbekannte Spanien beworben, indirekt auch unterstützt durch Plattformen wie Airbnb, die Unterkünfte in Regionen verfügbar machen, in denen es vielfach kaum oder sogar gar keine Hotels gibt.

Im Schlusswort der Runde sprach Sven Liebert von der Notwendigkeit eines gemeinsamen Verantwortungsbewusstseins in der Branche. Der globale Reiseverkehr werde weiterwachsen – Europa müsse darauf vorbereitet sein und könne womöglich zur Blaupause für andere Regionen werden. Auch Álvaro Blanco Volmer plädierte dafür, Tourismus-Erfolg künftig nicht mehr an Besucherzahlen und Übernachtungen, sondern an seinem Beitrag für Menschen, Orte und Umwelt zu messen. Dafür brauche es langfristig denkende Politik über Legislaturperioden hinaus sowie einheitliche Standards.

Zukunft des Reisens: Verbindungen statt Konsum

Ellen Madeker fasste zusammen, sie träume von einem Tourismus, der echte Verbindungen schafft – zwischen Menschen und Orten, nicht nur den bloßen Konsum der Destination. Charlotte Lamp-Davies teilte diese Sicht und kündigte an, dass der ITB Berlin Kongress im März diese Themen vertiefen und die Diskussion über Balance, Akzeptanz und Zukunftsfähigkeit des Reisens fortführen wird.

Der ganze Beitrag im Videocast ist unter diesem Link verfügbar.

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